Neues von Paula, der Pferdehündin

Erzählt von Dagmar Mainz und Hartmut van Meegen
über ihre Deutsche Pinscherhündin "Zelike vom Robinienhof"

 

Seit dem letzten Brief hat sich viel ereignet.
Wir wohnen seit ca. 1 ½ Jahren auf einem alten Lothringischen Bauernhof in Frankreich. Nur 1 km sind es bis zur Grenze, 15 km bis nach Saarlouis. Für Saarländer ist Lothringen kein Ausland, für Lothringer ist das Saarland kein Ausland. Die Menschen hier sprechen Deutsch, Französisch und Moselfränkisch, der ortsübliche Dialekt, meist bunt gemischt. Der Ort hat 350 Einwohner, wir wohnen mitten im Dorf neben der Kirche.
Für unsere 4 Pferde, 2 Isländer, 2 Oldenburger, haben wir ca. 3,5 ha Land erwerben können. Sind neben unseren Berufen noch „Kleinbauern“ geworden. Haben 2 Traktoren und eine Menge Gerätschaften für die Bewirtschaftung. Paula ist mit den neuen Bedingungen hervorragend zurecht gekommen. Es gab so viel neues zu entdecken. Neue Rehe, neue Kaninchen, neue Hunde, neue Menschen. Sie entwickelte sich zu einem hervorragenden Aufpasser.
Kommt jemand in Richtung Koppeln, schlägt sie an. Wenn ihr irgend etwas am Fußgänger nicht gefällt, läuft sie hin und verbellt ihn. Kommen die Pferde nahe an mich heran, um sich ein Leckerchen zu holen, passt ihr das nicht und sie fährt dazwischen und bellt. Die Pferde stört es nicht. Paula bekommt auch ein Leckerchen und dann ist es gut. Meist bleibt sie nicht auf der Koppel, sondern läuft irgend welchen Spuren nach. Mit Kaninchen um die Wette laufen, das macht Spaß. Oder mit Rehen. Paula ist zwar sehr schnell, kein Hund im Dorf kann es mit ihr aufnehmen, auch unsere Pferde nicht, aber Rehe und Kaninchen sind schneller. Wenn die Tiere aus ihrem Blick verschwunden sind, versucht sie noch ein wenig der Spur zu folgen, aber das macht nicht so richtig Spaß. Es gibt so viel Gerüche, denen man folgen kann. Ich beobachtete sie beim Spiel mit einem winzig kleinen Kaninchen. Paula verbellte es und forderte es auf, wegzulaufen. Das Kleine wollte aber nicht, sondern stellte sich auf die Hinterläufe und stupste Paula mit den Vorderläufen gegen die Nase. Paula war etwas verdutzt und bellte weiter. Das Kleine lief einfach nicht weg. Irgendwann war es Paula zu bunt und trollte sich.
Lustig war auch folgende Begebenheit:
Ein Reh stand neben unserer Feldscheune und äste. Paula lief hin und bellte: „Lauf weg, ich will mit Dir um die Wette laufen!“ Doch das Reh guckte nur und äste weiter. Paula war völlig verdutzt und kam zu mir. Dann lief sie wieder zum Reh und bellte. Das Reh äste und kümmerte sich nicht um Paula. So ging es eine Zeitlang hin und her. Die Bellerei ging mir irgendwann auf die Nerven und ich scheuchte das Reh weg. Das Reh war nicht verletzt oder alt. Es hatte Paula und mich einfach nicht als Gefahr angenommen. Seltsam.
Spaß machen Paula nach wie vor die Ausritte oder neben dem Traktor zu laufen. Sie ist nach wie vor ein Muskelpaket, ausdauernd und neugierig. Zu Hause merken wir sie nicht. Da liegt sie in ihren Körbchen, eines im Wohnzimmer, eines im Schlafzimmer. Eine Langschläferin. Sie hat es gerne warm und liebt es, zugedeckt zu werden.
Besucher werden angebellt, kurz begrüßt und dann ignoriert. Wenn der Besuch länger bleibt, kommt sie schon mal vorbei und lässt sich streicheln. Der Bauunternehmer, der unser Haus umgebaut hat, war fast täglich da und hatte immer Leckerchen für Paula dabei. Das ist natürlich ihr großer Freund. Der wird immer freudig begrüßt.
Aber an ihr Körbchen darf ein Fremder nicht ran. Da zeigt sie die Zähne und geht in Angriffsposition über. Das gilt auch für Kinder. Sie beißt zwar nicht, aber stupst mit den Zähnen gegen die Nase. Das Körbchen ist ihre Rückzugsposition. Das verteidigt sie. Da will sie ihre Ruhe haben. Das gilt auch für ihr Körbchen im Auto.
Meist läuft sie ohne Halsband und Leine. Das geht auch wunderbar, falls keine Katze zu sehen ist. Dann muss ich energisch werden. Katzen sind wie Vögel: sie müssen auf den Baum. 2 Katzen hier im Dorf lassen sich jedoch nicht scheuchen. Sie wehren sich und schlagen mit den Pfoten nach Paula aus. Dann kommt Paula zu mir und beschwert sich. Eine Katze hatte sich an Paula rangeschlichen und sich auf ihrem Rücken festgekrallt, als Paula ihr das Fressen geklaut hat. Das Jaulen nahm kein Ende und Paula macht seit dieser Zeit um dieses Haus und diese Katze einen großen Bogen. Sie wird nur noch aus der Ferne angebellt. Was die Hunde im Dorf angeht, ist sie sehr wählerisch, mit wem sie spielt.
Ein Boxer und ein Bassett finden Gnade in ihren Augen. Doch deren Kondition ist sehr mäßig, weil sie nur an der Leine geführt werden. Hündinnen werden ignoriert, bis auf eine Schäferhündin, die sie nicht mag. Beide Hündinnen sind jedoch froh, wenn sie zurückgerufen werden und den Kampf nicht austragen müssen.
Paula ist nach wie vor dominant. Sie markiert wie ein Rüde und hat vor nichts Angst. Nur Schussfest ist sie nicht. Knallerei zu Sylvester ist übel. Schüsse der Jäger am Sonntag interessieren sie nicht. Wenn die Kirchenglocken um 12.00 Uhr oder zum Gottesdienst klingen, und Paula ist draußen, jault sie wie ein Wolf. Den Kopf im Nacken, der Blick gegen den Kirchturm. Im Haus stört es sie nicht. Uns auch nicht.
Mit Paula zu leben macht viel Vergnügen. Jetzt im Winter haben wir die Pferde direkt am Haus. Es gibt einen großen Auslauf, einen Offenstall, einen Unterstand. So wollten wir immer leben. Mit Pferd und Hund auf dem Land. Der Ausbau des Hauses kostet zwar viel Geld, doch wir sind glücklich.
Bis zum nächsten Mal, wenn es Neues von Paula zu berichten gibt.

 

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Deutsche Pinscher vom Robinienhof · Hobbyzucht · liebevoll und kompetent · seit 1986
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